Das ganze Leben in einem Tag

Stellen Sie sich Ihr ganzes Leben in 24 Stunden vor. Alle wichtigen Themen und Ereignisse, die normalerweise langsam Jahr für Jahr ablaufen, werden auf einmal aus einer veränderten Perspektive erlebbar. Jede Stunde steht dabei für einen bestimmten Lebensabschnitt von zwei bis fünf Jahren.

Wie alt sind Sie? Hier eine Übersicht über alle Themen, die im jeweiligen Alter des Lesers behandelt werden.

Selbstverständlich können die beschriebenen Themen nicht genau das bisherige Leben eines Lesers abbilden, genauso wenig wie es möglich ist, dessen Zukunft vorherzusagen. Jedes Leben verläuft einzigartig. Die Fragen in diesem Buch ermutigen dazu, das eigene Leben mit neuen Augen zu sehen:

Wo bemerke ich, dass ich Lebensfreude verliere, und wie kann ich diese in mir wieder zum Leben erwecken?

Mit welchem Gefühl erwache ich am Morgen? Mit welchem würde ich gerne erwachen?

Welche Ziele würde ich mir für mein zukünftiges Leben setzen, wenn ich doppelt so viel Mut hätte wie in meinem bisherigen?

Leseproben

Eine Einführung in das Buch

„Es ist nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können.“

George Eliot, englische Schriftstellerin

 

Dieses Buch ändert die Art, wie wir unsere Lebenszeit berechnen. Stellen Sie sich Ihr ganzes Leben in 24 Stunden vor. Alle wichtigen Themen und Ereignisse, die normalerweise langsam Jahr für Jahr ablaufen, werden auf einmal aus einer veränderten Perspektive erlebbar – mit einem klaren Ziel: In jeder Lebensphase neu entscheiden zu können, in welche Richtung Sie sich weiterentwickeln möchten.

Warum 24 Stunden? 24 Stunden entsprechen einem Tag. Jeder einzelne Tag ist eine kleine Einheit des Lebens. Wir können den Ablauf eines Tages gut erfassen, weil wir Tage tausendfach durchlebt haben. Wir wissen, wie Tage beginnen, wie Tage ablaufen und wie Tage enden. Unsere Tage haben je nach Lebensphase eine bestimmte Struktur, die festlegt, wann wir aufstehen, arbeiten, Pause machen, essen, Freizeit genießen und schlafen gehen. Vor allem wissen wir ganz genau, wie lange ein Tag dauert, und wir gehen fast immer davon aus, dass es einen nächsten Tag geben wird. Wir können uns auch den gelungenen Tag vorstellen, weil wir ihn schon öfter erlebt haben.

Wie sieht ein gelungenes Leben aus? Der Spannungsbogen eines ganzen Lebens ist für uns viel schwieriger zu erfassen als der eines Tages. Wir wissen nicht, wann in unserem Leben Halbzeit ist und wie lange es noch dauern wird. Was wir aber mit zunehmender Reife verstehen, ist der Zyklus, den ein Leben durchläuft, der vergleichbar mit dem Wechsel der Jahreszeiten ist. Der Frühling steht für das Wachstum, das im Sommer seinen Höhepunkt erreicht. Im Herbst wird alles weniger, um sich im Winter zurückzuziehen und Kräfte für den nächsten Frühling zu sammeln. Diesen Zyklus durchlaufen wir in unserem Leben immer wieder.

Die Idee meines Buches ist, dem ganzen Leben ebenfalls eine vertraute Struktur zu geben. Das Leben in diesem Buch dauert 24 Stunden. Auf solche Weise wird es überschaubar. Jede Stunde steht dabei für einen bestimmten Lebensabschnitt von zwei bis fünf Jahren. Die vierundzwanzigste Stunde ist offen, damit sich auch die Hundertjährigen wiederfinden. Die in den 24 Stunden beschriebenen Lebensthemen sollen Ihnen ermöglichen, wie ein Forscher auf Ihr Leben zu schauen. Als guter Forscher suchen Sie nicht nur nach Bestätigung von Ihnen bekannten Erkenntnissen, sondern lassen sich neugierig auf die vielen Fragen ein, die auftauchen werden. Das Ziel ist, mehr darüber herauszufinden, wer Sie sind und wer Sie sein könnten.

Jedes Leben verläuft einzigartig. Das symbolisieren die Hände auf dem Titelbild und der Rückseite des Buches. Jede Hand ist individuell. Einerseits sind die Handlinien schon im Embryo im Mutterleib geprägt, andererseits liegt es in unserer Hand, was wir aus dem Leben machen. Folglich können die in den jeweiligen Lebensabschnitten beschriebenen Themen nicht genau Ihr bisheriges Leben im jeweiligen Alter abbilden, genauso wenig wie es möglich ist, Ihre Zukunft vorherzusagen. Die Auswahl und zeitliche Zuordnung der Themen ist subjektiv aus der Perspektive eines 57-jährigen Autors geschrieben – aber nicht willkürlich. Die Bearbeitung der einzelnen Lebensthemen folgt entwicklungspsychologischen Konzepten. Der Bogen spannt sich von den Studienergebnissen renommierter Universitäten über die Lebensweisheiten von Seneca oder des islamischen Gelehrten Rumi bis zu den Lehren des Benediktinermönchs David Steindl-Rast.

Es ist ein Buch des Lebens. Sie können es aber zu einem Buch Ihres Lebens machen. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Wer über sein Leben ein Tagebuch oder andere regelmäßige Aufzeichnungen führt, wird überrascht sein, wie sehr er sein Leben aus Sicht des heutigen Tages im Rückblick anders bewertet, als er es im jeweiligen Augenblick tatsächlich empfunden hat. Meist fällt unser Urteil über uns selbst und andere milder aus, wenn wir älter werden. Für alle, die ihr Leben nicht dokumentiert haben, könnte dieses Buch dazu dienen, es jetzt im Nachhinein nochmals zu durchleben. Fragen Sie sich daher an für Sie besonders interessanten Stellen: „Was könnte das für mein Leben bedeuten?“, statt „Bei mir war das in diesem Alter anders“ zu denken. Eine Erfahrung werden Sie machen: Wir können gar nicht anders, als unser vergangenes Leben aus der heutigen subjektiven Sicht zu beurteilen. Sind wir gerade zufrieden, werden wir unser Leben insgesamt positiv bewerten; sollten wir freilich von einer Krise gebeutelt werden oder die Orientierung verloren haben, so wird der Blick kritischer ausfallen. In beiden Fällen kann die Struktur der 24 Stunden helfen, besser zu verstehen, was war und zu erkennen, was alles noch kommen könnte. Vor jeder großen Lebensentscheidung gilt es, eine Frage zu stellen: Hilft mir dieser Weg zu wachsen oder macht er mich kleiner?

Stellen Sie sich vor, Sie könnten die noch vor Ihnen liegenden Jahre ebenso genau abzählen wie die bereits vergangenen. Wie achtsam würden Sie dann plötzlich mit Ihrer Zeit umgehen. Im Gegensatz zu anderen knappen Gütern wie Geld oder Lebensmittel ist Zeit etwas nicht Fassbares, nicht Greifbares. Daher können wir nicht abschätzen, wie viel wir davon noch zur Verfügung haben. Nie kämen wir auf die Idee, unsere sichtbaren Güter wahllos zu verschenken. Mit dem wertvollsten Gut, unserer Lebenszeit, gehen wir dagegen verschwenderisch um. So fließt sie ungebremst dahin, unsere Zeit, lässt sich nicht aufhalten oder umkehren. Wir merken nur irgendwann, dass die vor uns liegende Zeit schneller vergehen wird als die bereits vergangene.[i] Ob Sie in Ihrem Leben tatsächlich die vierundzwanzigste Stunde erleben werden, kann Ihnen niemand garantieren. Daher gibt es in diesem Buch eine fünfundzwanzigste Stunde, zu deren Bedeutung kommen wir gleich.

Was Sie sich nicht erwarten dürfen, sind die fünf, sechs oder zwölf Regeln für Ihr perfektes Leben. Diese existieren offenbar nicht, sonst würden überall nur glückliche Menschen umherlaufen, die ständig ihre Ziele erreichen. Ich glaube nicht an die bequeme Abkürzung  zum erfüllten Leben. Ich glaube an den verletzbaren Menschen, der zu Liebe und Mitgefühl fähig ist; an den erkennenden Menschen, der seinen Verstand zu nutzen weiß; an den suchenden Menschen, der über seine eigene Existenz hinausdenkt; an den neugierigen Menschen, der nie aufhört zu lernen. Und ich glaube an die Macht der Geschichten. Hier eine meiner Lieblingsgeschichten über die Glücklichen, die ihr Leben lang Lernende waren:

Alle Geschichten in meinem Buch sind wahr. Sie werden auch einige autobiografische Erlebnisse und Erfahrungen von mir als Autor finden. Diese erkennen Sie daran, dass sie in der Ich-Form ohne Hinzufügung eines Namens geschrieben sind. Aufgrund der Rückmeldungen meiner Leser weiß ich, dass es viele schätzen, persönliche Geschichten aus meinem Leben zu erfahren und dadurch ein bisschen besser verstehen zu können, welcher Mensch sich hinter dem Autor verbirgt. Daher bitte ich Sie jetzt schon um Verständnis, dass meine persönlichen Leidenschaftsthemen Lernen und Selbsterkenntnis immer wieder auftauchen werden.

[i] Dieser Absatz ist inspiriert durch Senecas „Von der Kürze des Lebens“.

Wie Sie den meisten Nutzen aus dem Buch ziehen können

Das Buch soll Ihnen Freude beim Lesen bereiten. Sie brauchen nicht wie bei einem gesetzten Abendessen mit fixer Menüfolge endlose Vorspeisen und Zwischengänge abzuwarten, bis endlich der ersehnte Hauptgang oder das Dessert serviert wird. Stellen Sie sich den runden Tisch in einem asiatischen Restaurant vor, auf dem alle Speisen gleichzeitig serviert werden und Sie diese in beliebiger Reihenfolge genießen können. Genauso können Sie die einzelnen Kapitel lesen. Zum Beispiel chronologisch von der ersten bis zur vierundzwanzigsten Stunde, oder Sie starten gleich mit Ihrem derzeitigen Lebensalter und lesen anschließend jene Kapitel, die Sie besonders interessieren, zuerst. Als Orientierungshilfe sind die Themen, die im jeweiligen Kapitel behandelt werden, im Inhaltverzeichnis beschrieben.

Im Inhaltsverzeichnis sehen Sie, dass es auch eine fünfundzwanzigste Stunde gibt. Dieses Kapitel lesen Sie bitte gleich unmittelbar nach dem über Ihr aktuelles Lebensalter. Es macht Sinn, es dann ganz am Ende nach der vierundzwanzigsten Stunde nochmals zu lesen, wahrscheinlich mit einer veränderten Perspektive auf Ihr Leben. Die fünfundzwanzigste Stunde wird es für niemanden geben. Wir sollten nie vergessen, dass unser Leben schon früher enden könnte. Deshalb wartet dort der Versuch einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens auf Sie. Die Antwort besteht aus einem einzigen Satz. In diesem Satz steckt eine tiefe Weisheit. Was dieser Satz  für Ihr Leben bedeuten könnte, ist das Thema der fünfundzwanzigsten Stunde.

Von den großen Dingen des Lebens zu den kleinen, die mindestens so wichtig sind. Ein gelungenes Leben sollte auch immer wieder eine Feier der Lebendigkeit sein. Dabei helfen einfache Fragen: Wie kann ich jene Bereiche, die mein Leben lebendig machen, besonders pflegen? Wo bemerke ich, dass ich Lebensfreude verliere, und wie kann ich diese in mir wieder zum Leben erwecken? Mit welchem Gefühl erwache ich am Morgen? Mit welchem würde ich gerne erwachen? Manchmal hilft es schon, die Augen zu öffnen, wie Marcel Proust empfiehlt:

„Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern mit neuen Augen zu sehen.“

PS: Wie Sie dieses Buch für eine besondere Erfahrung nützen können

Am Ende des Buches finden Sie einen Vorschlag, wie Sie mit diesem Buch einen ganzen Tag lang in Klausur mit sich selbst gehen könnten. Diese Idee ist für jenes eine Prozent der Leser gedacht, das seine Grenzen austesten will. In dem Exkurs erfahren Sie auch, wie die Idee zu diesem Buch aus einem 24-Stunden-Seminar entstanden ist.

Warum wir bei Alfred Nobel meist an den Nobelpreis und nicht an Dynamit denken.

Alfred Nobel warf die Zeitung weg und vergrub entsetzt seinen Kopf in den Händen. Man schrieb das Jahr 1888. »Der Kaufmann des Todes ist tot«, lautete die Schlagzeile der französischen Zeitung, die jetzt auf dem Boden vor ihm lag.

Er hatte soeben seinen eigenen Nachruf gelesen. Dabei war gar nicht er verstorben, sondern sein Bruder Ludwig. Der Herausgeber der französischen Zeitung hatte die beiden Brüder miteinander verwechselt und einen langen Nachruf auf ihn, Alfred Nobel, verfasst. Darin wurde er als Erfinder des Dynamits dargestellt, der dadurch reich geworden war, dass er den Menschen dabei geholfen hatte, sich noch effizienter gegenseitig umzubringen.

Alfred Nobel war so schockiert über diesen irrtümlichen Nachruf, dass er beschloss, sein Vermögen zu nutzen, um ein positiveres Vermächtnis zu hinterlassen, wenn ihm einmal tatsächlich die letzte Stunde schlagen würde. Als er dann acht Jahre später starb, stiftete er 95 Prozent seines Vermögens einem Fonds, der Preise zum Wohle der Menschheit vergibt. Diese Preise wurden als Nobelpreise bekannt und gelten bis heute als höchste Auszeichnungen für Wissenschaftler und Künstler.

Über die Glücklichen, die ihr Leben lang Lernende waren.

Viktor E. Frankl, Psychiater und Gründer der Existenzanalyse, war so ein lebenslang Lernender. Er scheute sich nicht, als 67-Jähriger den Pilotenschein zu machen. In einer Vorlesung im Jahr 1972 in Toronto erzählte er, wie ihn sein Fluglehrer zu neuen Erkenntnissen über die therapeutische Arbeit mit Menschen inspirierte. Sein Fluglehrer habe ihm auf einer Tafel die Grundsätze der Navigation erklärt: »Wenn Sie mit einem Flugzeug vom Punkt A im Westen einen Punkt B im Osten erreichen wollen und es Seitenwind von Norden her gibt, würden Sie viel weiter im Süden landen, wenn Sie den Wind nicht berücksichtigen. Daher müssen Sie einen Punkt im Norden weit über dem eigentlichen Ziel ansteuern, um ans gewünschte Ziel zu kommen.« In diesem Augenblick wurde Frankl bewusst, dass man diese Flugtechnik auch auf den Menschen übertragen kann. Er erkannte für sich: »Wenn man einen Menschen so nimmt, wie er ist, dann machen wir ihn durch diese Behandlung schlechter. Wenn wir ihn dagegen in einer idealistischen Betrachtung besser einschätzen, als er tatsächlich ist, was passiert dann? Wir unterstützen ihn dabei, sich zu dem Menschen zu entwickeln, der er wirklich sein könnte.«

Frankl wies seine Studenten darauf hin, dass diese Erkenntnis aber weder von seinem Fluglehrer noch von ihm selbst stammte, sondern von Johann Wolfgang von Goethe: »Wenn wir die Menschen nur nehmen, wie sie sind, so machen wir sie schlechter; wenn wir sie behandeln, als wären sie, was sie sein sollten, so bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind.« Für Frankl war die Anwendung jenes Prinzips der wichtigste Erfolgsfaktor für jede psychotherapeutische Arbeit: Suche nach dem Besten in jedem Menschen und in dir selbst.

 

Sie können „Ich bin für Dich da. Die Kunst der Freundschaft“ bei Ihrem Buchhändler persönlich bzw. online kaufen oder bei Amazon bestellen.

Schreiben Sie Andreas Salcher Ihre Meinung.

Sie können "Das ganze Leben in einem Tag" bei Ihrem Buchhändler persönlich bzw. online kaufen oder bei Amazon bestellen.

Dem Autor ist Ihre Meinung zu diesem Buch wichtig. Schreiben Sie ihm bitte an andreas@salcher.co.at