Der talentierte Schüler und seine Feinde

Wenige Kinder werden als Genies geboren, aber alle Kinder haben eine Vielzahl von Talenten. Warum werden diese Lebenschancen in unseren Schulen systematisch vernichtet? Sind es die Eltern, die zu überfordert und zu bequem sind, um die Verantwortung für das einzigartige Talent ihres Kindes zu übernehmen? Oder die Lehrer, die die Kinder zu wenig lieben und die die Begeisterung für die Sache verloren haben oder gar nie hatten? Ist es das System Schule insgesamt, das Freude und Leistung verhindert und sich völlig von unserer Gesellschaft abgeschottet hat?

Das Abschieben der Verantwortung für die Entdeckung und die Förderung der Talente auf den jeweils anderen ist das Krebsgeschwür, das viele junge Menschen langsam auffrisst. Wie viele falsche Weichenstellungen hält ein Kind aus? Wie viele Feinde sind notwendig, um einem begabten Kind das Leben völlig zu verpfuschen? Andreas Salcher beleuchtet die aktuelle Schuldiskussion aus der völlig verdrängten Perspektive des talentierten Kindes. Er zeigt auf, dass es darum geht, Verantwortung für das Talent seines Kindes zu übernehmen – ohne Wenn und Aber.

Eine kompakte Darstellung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse beweist eindrucksvoll, dass die Entdeckung der Begabungen eines Kindes schon lange keine Geheimwissenschaft mehr ist. Es bedarf aber Zeit, Zuwendung und Zärtlichkeit, um diese auch zu nutzen. Konkrete Beispiele aus Österreich und Deutschland zeigen auf anschauliche Weise Orte, wo Kinder schon heute mit Freude lernen, die Welt zu verstehen und wo ihre individuellen Talente entdeckt werden. Die besten Schulen der Welt kosten nicht mehr als die schlechtesten. Daher haben alle Kinder ein Lebensrecht auf die Entwicklung ihrer Talente.

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DER TALENTIERTE SCHÜLER UND SEINE FEINDE wurde mit dem Goldenen Buch für mehr als 25.000 verkaufte Exemplare in Österreich ausgezeichnet. Andreas Salcher wurde für dieses Buch im Jahr 2009 zum „Autor des Jahres“ gewählt.

Leseproben

Leseprobe

Gillian Lynne war in der Schule ein hoffnungsloser Fall. Ihre Eltern waren der Meinung, dass Gillian eine Lernstörung habe. Sie konnte weder ruhig sitzen noch sich auf etwas konzentrieren. Ihre Mutter brachte sie zu einem der damals verfügbaren Spezialisten für Lernstörungen und erzählten diesem von all den Problemen, die Gillian in der Schule hatte, dass sie keine Hausaufgaben machte und dauernd störte. Gillian saß 30 Minuten dabei auf einem Stuhl auf ihren Händen und sprach kein Wort. Der Doktor hörte der Mutter geduldig zu und sagte dann zu Gillian, dass er mit ihrer Mutter allein reden müsse und daher mit ihnen nach draußen gehen werde. Bevor sie den Raum verließen, drehte der Doktor das Radio auf. Kaum hörte Gillian die Musik, sprang sie auf den Tisch und begann zu tanzen. Nach einer Weile zeigte der Doktor auf Gillian und sagte zu ihrer Mutter: „Frau Lynne, Ihre Tochter ist nicht krank. Sie ist eine Tänzerin.“

Die Mutter hört auf den Rat des Experten und gab ihre Tochter an eine professionelle Tanzschule. Gillian Lynne sagte später: „Es war wunderbar für mich. Lauter Menschen wie ich, die nicht stillsitzen konnten. Menschen, die sich bewegen mussten, um denken zu können.“ Gillian Lynne wurde eine umjubelte Ballerina am „Royal Ballet“ und spielte in Filmen mit Errol Flynn. Sie gründete ihre eigene Tanzgruppe und lernte Andrew Lloyd Webber kennen. Für ihn schuf sie unter anderem die Choreografien für „Cats“ und „Das Phantom der Oper“. Sie ist heute ein Weltstar und eine Multimillionärin.

Gillian Lynne wurde in den dreißiger Jahren in England geboren und nicht am Beginn des 21. Jahrhunderts in Deutschland oder den USA. Heute hätte man bei ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Aufmerksamkeitsdefizit- bzw. Hyperaktivitätsstörungssyndrom (ADHS) diagnostiziert und sie mit Ritalin bzw. Prozac behandelt, um ihre Hyperaktivität zu reduzieren. Die Menschen wussten damals nicht, dass es so etwas gab. Heute weiß niemand, wie viele Kinder in den USA Ritalin bekommen, um sie angepasster und braver zu machen. Die Schätzungen differieren zwischen ein bis acht Millionen Kinder! Sogar bei Kindern im Vorschulalter nimmt die Einnahme von Ritalin immer mehr zu. Damit besteht die Gefahr, dass dieses Medikament einmal zum größten Drogenproblem der USA werden könnte. In Deutschland heißt das vergleichbare Medikament Prozac, und immer mehr Fachleute warnen die Eltern vor dem oft viel zu sorglos diagnostizierten ADHS und der Verschreibung von Prozac. In Österreich liegt dieses Problem noch im Bereich von Dunkelziffern. Neuere Studien zeigen, dass ADHS oft bei besonders kreativen Kindern diagnostiziert wird. Schöne neue Welt – Aldous Huxley lässt grüßen.

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Dem Autor ist Ihre Meinung zu diesem Buch wichtig. Schreiben Sie ihm bitte an andreas@salcher.co.at

Pressestimmen

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  • Das Buch ist leichtfüßig geschrieben und lesenswert, weil es die Perspektive des zu Erziehenden den konventionellen Ansichten der Pädagogen gegenüberstellt. Es räumt mit dem Vorurteil auf, dass Talent eine rein genetisch bedingte Konstante ist, und weist nach, dass viele Kinder über viel mehr Talent verfügen, als ihre Erzieher glauben. Dieser Nachweis ist aus zwei Gründen wichtig: Wirtschaftswachstum, Armutsbekämpfung, Klimaziele und andere Herausforderungen werden nur gemeistert werden, wenn so viele Menschen wie möglich ihre Talente höchstmöglich ausschöpfen können.


    Michaela Seiser, Frankfurter Allgemeine Zeitung

  • Provokativ schon der Titel seines Buches – «Der talentierte Schüler und seine Feinde» -, nicht minder scharfkantig sind seine Bestandesaufnahme, seine Folgerungen und Forderungen. Die Schule ist für den Betriebswirt eine «in sich ruhende Talentvernichtungsindustrie», fokussiert auf die systematische Negation der Talente unserer Kinder, dem Diktat der Mittelmässigkeit unterworfen, unfähig zur Revitalisierung. Das Kind im Blick, ortet der Autor nicht nur teilweise unfähige Lehrer, sondern auch überforderte Eltern; zwei Drittel von ihnen verfügten weder über erzieherische Kompetenz und Bildung noch über die wirtschaftliche Basis, ganz zu schweigen vom mangelnden Interesse an einer Förderung ihres Nachwuchses.


    Werner Knecht, Neue Zürcher Zeitung