Andreas Salcher, Österreichs härtester Schulkritiker, hat zwei Bücher in einem verpackt: In NIE MEHR SCHULE deckt er die Missstände in den österreichischen Bildungsanstalten kompromisslos auf und macht damit betroffen. Ein krankes System vernichtet die Talente von Schülern und treibt Lehrer in die Resignation. Die Eltern werden als Nachhilfelehrer zwangsverpflichtet, machtverliebte Lehrergewerkschafter und ängstliche Politiker ersticken seit 30 Jahren jeden Reformversuch. Dabei wüssten sie genau, wie gute Schulen funktionieren. Wider besseres Wissen werden Kinder ihrer Lebenschancen beraubt. Andreas Salcher entlarvt die Täter und die Mitläufer, die unsere Schulen im pädagogischen Mittelalter einmauern wollen.
Im zweiten Buch, IMMER MEHR FREUDE, zeigt er den Weg der Therapie und Heilung. Schulen können Orte sein, an denen Kinder sich wohl fühlen und mit Freude und Neugier lernen. Dort gibt es Lehrer, die nichts von ihren Schülern erwarten, sie trauen ihnen einfach alles zu. In der lebendigen Schule werden Kinder berührt anstatt perfektioniert, damit sie ihre Welt jeden Tag ein bisschen besser verstehen können. IMMER MEHR FREUDE zeigt, wo es die lebendigen Schulen schon gibt. Jedes Kind hat ein Recht darauf, sie zu besuchen. Jetzt – und nicht erst in zehn, zwanzig Jahren.
Die tödliche Schule ist vor allem eine „So als ob“-Schule. Sie findet in Gebäuden und mit Lehrplänen statt, die „so tun, als ob“ Kinder außerhalb der Turnstunde keinen Körper hätten. Dazu kommen Schulpolitiker, die „so tun, als ob“ von oben verordnete Schulreformen je in den Klassenzimmern ankommen. Es gibt Schulinspektoren, die „so tun, als ob“ sie nachgewiesene Missstände tatsächlich lösen wollten, sich aber als liebe „Guten Tag, alles bestens?“-Onkel mit niemandem anlegen wollen; Gewerkschafter, die „so tun, als ob“ es ihnen um die besten Lehrer ginge und die tatsächlich Direktoren daran hindern, Mitarbeitergespräche mit allen ihren Lehrern zu führen; Direktoren, die sich das gefallen lassen, „so als ob“ dadurch das Klima an ihrer Schule besser werden könnte; Eltern, die „so tun, als ob“ sie nicht wüssten, wozu ihre Kinder fähig sind. Und alle „tun so, als ob“ es ihnen um das Wohl jedes einzelnen Kindes ginge. Im Unterricht ist vor allem die „Osterhasenpädagogik“ ein Kennzeichen der tödlichen Schulen: Der Lehrer versteckt das Wissen vor seinen Schülern, und die müssen danach suchen, „so als ob“ es Ostereier wären. Andere verteilen seit Jahren die gleichen lieblosen Arbeitsblätter, „so als ob“ durch deren stupides Ausfüllen Neugierde entfesselt werden könnte. Es darf daher nicht verwundern, dass die Schüler dann „so tun, als ob“ sie aufpassen würden und bei Prüfungen simulieren, dass sie auch etwas verstanden hätten.
Die tödliche Schule will ausweichen statt begegnen, ignorieren statt konfrontieren, vortäuschen statt aufklären, sie ist kalt und nicht warm, sie ist einfach verlogen und dies verhindert alles.
Das Wissen, wie eine Schule aussehen müsste, die sich an den individuellen Bedürfnissen der Schüler orientiert, ist bekannt. Die guten Schulen basieren auf bestimmten Prinzipien:
Wenn wir so genau wissen, wie gute Schulen funktionieren, warum schaffen wir diese dann nicht für alle Kinder?
Die Antwort, auf die ich nach unzähligen Diskussionen mit den Verantwortlichen gekommen bin, ist banal und tragisch: Sie wollen das Offensichtliche nicht sehen, weil sie Angst vor dem Widerstand gegen das Neue haben. Sie klammern sich wider besseres Wissen am Alten fest. Sie orientieren sich nicht an den Reformern, sondern an den Bremsern. In der Wirtschaft gibt es den Spruch „Nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen“. In der Schule herrschen die Langsamen über die Schnellen. Und da sich die Langsamen in der Schule überhaupt nicht bewegen, wird der Stillstand zur dominierenden Bewegungsart.
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