Das Konzept „Österreichs Aufbruch zu einer LERNENDEN NATION“ ist kein isoliertes Schulreformprojekt, sondern eine gesamtgesellschaftliche Vision. Um die notwendige Bereitschaft zur Erneuerung in einem System, in dem Veränderungen oft als Bedrohung empfunden werden, zu stärken, braucht es gelingende Zwischenschritte. Diese sollen radikal genug sein, um etwas strukturell zu verändern und gleichzeitig adaptiv genug, um im System anschlussfähig zu bleiben. Die stärkste Resonanz aus Wissenschaft, Wirtschaft und Schulpraxis gab es von Anfang an für das Konzept der LERNENDEN GEMEINDE.
Aufbruch zu einer LERNENDEN NATION
In einer LERNENDEN NATION findet Lernen nicht nur in Schulen und Universitäten statt. Die Mission ist, alle gesellschaftlichen Gruppen einzuladen, Teil einer lernenden Gemeinschaft zu werden: Lernende Unternehmen, lernende Verwaltungen, lernende Gemeinden, lernende Städte und natürlich lernende Kindergärten, Schulen und Universitäten, die sich immer stärker miteinander vernetzen.
Das Konzept „Österreichs Aufbruch zu einer LERNENDEN NATION“ ist kein isoliertes Schulreformprojekt, sondern eine gesamtgesellschaftliche Vision. Um die notwendige Bereitschaft zur Erneuerung in einem System, in dem Veränderungen oft als Bedrohung empfunden werden, zu stärken, braucht es gelingende Zwischenschritte. Diese sollen radikal genug sein, um etwas strukturell zu verändern und gleichzeitig adaptiv genug, um im System anschlussfähig zu bleiben. Daher werden in den Umsetzungsempfehlungen für die politischen Entscheidungstragenden vier Modelle mit unterschiedlichen Anspruchsniveaus vorgeschlagen. Die stärkste Resonanz aus Wissenschaft, Wirtschaft und Schulpraxis gab es von Anfang an für das Konzept der LERNENDEN GEMEINDE.
Die LERNENDE GEMEINDE: Die zentrale Idee ist es, Schulentwicklung nicht primär aus der Perspektive einzelner Schulen zu denken, sondern lernende regionale Gemeinschaften zu bilden. Das Konzept wurde in den drei Pilotgemeinden Oberwart im Burgenland, Schladming in der Steiermark und Wolfsberg in Kärnten erfolgreich umgesetzt. Die dabei realisierten Projekte wurden ausführlich dokumentiert.
Gemeinden haben heute mehr denn je wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität ihrer Bevölkerung und tragen Verantwortung für den sozialen Zusammenhalt der Gemeinschaft. Die LERNENDE GEMEINDE setzt auf die Prinzipien der regionalen Subsidiarität und der Freiwilligkeit. Die Pandemie, die Energiekrise und der Krieg in der Ukraine lassen eine massive mentale, soziale und wirtschaftliche Belastung der Menschen erwarten. Es macht Sinn, Kooperationen dort zu suchen, wo es bereits ähnliche Interessen gibt. Die Einbindung von Unternehmen, Vereinen und engagierten Personen aus der Region schafft eine hohe Motivation, das eigene Umfeld nachhaltig zu verbessern.
Der Grundgedanke der LERNENDEN GEMEINDE ist, Lernen nicht als Selbstzweck zu überhöhen, sondern der Bevölkerung bessere Lebensqualität durch neue soziale Beziehungen und somit mehr Lebenssinn zu ermöglichen. Die Zielsetzung im Schulautonomiepaket 2017, die Zusammenarbeit aller Schulen bzw. Schulcluster einer Region so weiterzuentwickeln, dass strukturelle, organisatorische und pädagogische Potenziale identifiziert und genutzt werden, könnten durch die bisherigen Erfahrungen flächendeckend realisiert werden. Gesetzliche Änderungen sind dafür nicht notwendig.
Die 4K-Modell-Schulen: Das 4K-Modell der 21st Century Skills bietet Schulen einen praxistauglichen Rahmen, um die vier Zukunftskompetenzen Kommunikation, Kooperation, Kreativität und kritisches Denken Lernenden lebensnah zu vermitteln. Die freiwillig teilnehmenden Schulen einer Gemeinde werden im Rahmen ihrer Autonomie ermächtigt, mindestens zehn Prozent ihrer bisherigen Unterrichtszeit (Werteinheiten) für drei neue Elemente zu nutzen:
Entscheidend für die Umsetzung dieses Modells ist die administrative Entlastung der Schulleitungen und professionelle externe Prozessbegleitung.
Die Schule des 21. Jahrhunderts: Ein Konzept, das den Titel „Aufbruch zu einer LERNENDEN NATION“ trägt, darf sich nicht scheuen, eine klare Vorstellung von einer idealen Schule zu formulieren. Wir nennen diese bewusst „Die Schule des 21. Jahrhunderts“ und nicht „Schule der Zukunft“. Denn es gibt eine Vielzahl von Schulen, die beweisen, dass die Zukunft des Lernens bereits in der Gegenwart umgesetzt wird. Ein entscheidender Schritt ist es daher, dorthin zu gehen, wo die pädagogische Zukunft schon verwirklicht wird. Daher werden 16 besonders innovative Bildungsprojekte in Best Practice Fallstudien analysiert.
„Die Schule des 21. Jahrhunderts“ basiert auf den vielfach bewährten Prinzipien und Werten wie lernseitige Haltung, Offenheit für Resonanzerfahrungen, hohe Autonomie der Lernenden und wertschätzende Beziehungsarbeit. Konkret umgesetzt werden diese in pädagogischen Arbeitsformen wie Lernbüros, Lehrkräfteteams statt Einzelkämpfertum, fächerübergreifende Projekte, zumindest temporäre Auflösung der 50-Minuten-Stunde und Fächertrennung, Epochenunterricht, individuelles Schülercoaching, ganzheitliche Formen der Bewertung durch Lern-Portfolios sowie die oft vernachlässigte Einbeziehung von Raum und Körper in den Lernprozess. Schulen, die sich an diesem Modell orientieren, erreichen nachweisbar bessere Lernleistungen und größere Lernfreude bei den Lernenden und Lehrenden.
Das „Schule in Schule“-Modell: Die flächendeckende Umsetzung der „Schule des 21. Jahrhunderts“ würde ein radikales Umdenken im österreichischen Schulsystem voraussetzen, das sich realistischerweise in naher Zukunft nicht durchsetzen wird. Es wäre allerdings ein Fehler, der traditionellen Schule generell die Veränderungsbereitschaft abzusprechen, weil es auch dort viel positive Energie und Anstrengung gibt, es besser zu machen. Daher schlagen wir als niederschwellige Einstiegsmöglichkeit zur innovativen Schulentwicklung ein hybrides „Schule in Schule“-Modell vor. Für die Umsetzung dieses Modells muss eben nicht die gesamte Schule umgestellt werden, sondern nur einige Klassen und Lehrkräfte, die freiwillig dazu bereit sind.
Fazit: In Österreich gibt es große Potenziale, die es gilt, zukunftsfreudig und innovativ zu nutzen. Bildung ist dafür der größte Hebel, den wir als kleines Land haben. Dafür ist ein neues Set-up notwendig. Das bedeutet, starre Systeme durch lernende, lebendige Systeme zu ersetzen. Es existiert bereits eine Vielzahl von Kindergärten, Schulen, Gemeinden, Unternehmen und Vereinen, die zeigen, wie man das vorhandene Wissen der Lernforschung erfolgreich umsetzen kann. Sie alle verbinden bestimmte Werthaltungen und Prinzipen mit konsequentem Engagement über lange Zeiträume.
Die Bewältigung von Themen wie der Digitalisierung der Arbeitswelt, des Klimawandels, der sozialen Gerechtigkeit und eines gesunden Lebensstils setzt lernende Menschen voraus. Daher empfehlen wir eine Kombination aus einer anspruchsvollen Vision, der „Schule des 21. Jahrhunderts“, und einem Bottom-up Konzept, nämlich jenes der LERNENDEN GEMEINDE. Diese bereitet auf regionaler Ebene den Boden auf, damit Menschen auch lange nachdem sie die Schule absolviert haben, ein selbstbestimmtes und sinnerfülltes Leben meistern können.